Der Rest der Welt wartet im Angesicht der teils dramatischen Verschlechterung der ökonomischen Lage allerdings nicht auf Donald Trump, um den Startschuss für einen neuen Währungskrieg ertönen zu lassen, sondern schreitet selbst entschlossen voran, ohne auf Amerika und die Federal Reserve zu warten.

China und Japan werfen die Gelddruckpressen an

Nachdem die People´s Bank of China ihre Schleusentore der elektronischen Gelderzeugung schon seit Jahresbeginn wieder massiv geöffnet hat, teilte auch die Bank of Japan jüngst mit, den eigenen Leitzins weiter absenken und QE anhaltend betreiben zu wollen, falls dies notwendig werden sollte.

In diese Fußstapfen trat dann gestern im Rahmen seiner Rede im portugiesischen Sintra auch EZB-Präsident Mario Draghi, der ebenfalls eine Leitzinssenkung und den Beginn von neuen Anleihekäufen in der Eurozone in Aussicht stellte. Auf welche Weise diese Aussagen im Weißen Haus ankamen, zeigte sich an Donald Trumps erbosten Tweets.

Folgen heute bereits erste Zinssenkungen durch die Fed?

Es wird interessant sein zu beobachten, wie die Federal Reserve hierauf heute reagieren wird. Wird der US-Leitzins vielleicht gar um 50 Basispunkte gesenkt, um im Rennen um eine kompetitive Währungsabwertung die Nase im weltweiten Kontext wieder nach vorne zu bekommen?

Nachdem Australiens Reserve Bank voranging, um bereits vor rund zwei Wochen ihren Leitzins auf ein neues Rekordtief abzusenken, halte ich es aus dem Blickwinkel der aktuellen Ereignisse für noch viel interessanter, dass kaum jemand in der Welt noch ein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um das Anlegen der Axt an den Außenwert der eigenen Währung geht.

Weltweiter Währungskrieg um die Abwertung der eigenen Währung

Danach ist ein hoher Außenwert der eigenen Währung = schlecht und ein niedriger Außenwert der eigenen Währung = gut. Aus der verqueren Logik der Zentralbanker lässt sich diese Gleichung vielleicht noch verstehen. Doch aus Sicht der Bevölkerung müsste es spätestens jetzt im Westen zu Bildern kommen, die jenen Protesten in Hongkong ähneln. Denn es setzt nun ein neuer weltweiter Krieg um die Abwertung der jeweiligen Kaufkraft ein.

Europa sollte sich – wie auch Japan – zudem darauf gefasst machen, ganz schnell selbst in den Fokus von potenziellen Sonderzöllen auf Autoteile- und Fahrzeugimporte in den USA zu geraten, da die Amerikaner aus meiner Sicht nicht lange fackeln werden, um die als kompetitive Währungsabwertung aufgefassten Schritte im Ausland abzustrafen.

Und da wären wir nun also. Entgegen der Jahre 2008 bis 2018, in denen Notenbanken ihre Schritte und Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise noch weitläufig miteinander in Einklang gebracht und untereinander abgesprochen hatten, scheint fortan jedermann das eigene Hemd näher als die Hose zu sein.

Handelskriege kennen keine Gewinner

Die synchron verlaufende Erholung nach der Finanzkrise ist wohl auch aus diesem Grund in einen synchron verlaufenden Abschwung übergegangen. Dass Handelskriege, die sich unter den gegebenen Umständen sehr wahrscheinlich noch verschlimmern werden, keine Gewinner kennen, hatte ich Ihnen gegenüber bereits zu vorherigen Gelegenheiten zum Ausdruck gebracht.

Handelskriege kennen nur Verlierer, geraten irgendwann außer Kontrolle und steigern den Hass auf den jeweils anderen in der Welt im Zeitablauf dramatisch. In China lässt sich dies anhand der örtlichen Medienberichterstattung und den sozialen Netzwerken schon recht gut beobachten.

Es ist traurig mit anzusehen, wie wir auf einem Pfad wandeln, auf dem sich letztendlich jedermann gegen jeden in Stellung bringen wird.

Konjunkturdaten sehen Rezession voraus – Zentralbanken planen Zinssenkungen

Wer einen Blick auf zuletzt publizierte Konjunkturdaten aus den USA, Europa, China und Australien wirft, wird wohl ahnen, woher der Wind weht, und weswegen Noten- und Zentralbanken über bevorstehende Zinssenkungen und eine Wiederaufnahme von QE sprechen, obwohl sich die Aktien- und Bondmärkte nahe ihrer ATHs – oder auf neuen ATHs – befinden. Tun wir dies einfach mal, so lässt sich Folgendes beobachten:

   

Neue Exportaufträge Eurozone

Grafik: Aus einer Präsentation des Kapitalverwalters DoubleLine

   

Chinas Importe aus den USA

Grafik: Aus einer Präsentation von PIIE

   

US-Staatschulden vs. US-Staatseinnahmen

Grafik: Aus einer Präsentation des Kapitalverwalters DoubleLine

   

Neues US-Budgetdefizitrekordhoch im Monat Mai

Grafik: Aus einer Präsentation des Budgetbüros des US-Kongresses (CBO)

   

Global Macro Surprise Index

    

Soft Data vs. Hard Data

   

Empire Manufacturing Survey (gestern veröffentlicht)

    

Morgan Stanley Leading Earnings Indicator

    

US-Arbeitsmarktentwicklung

   

Im Fall der oben aufgeführten Konjunkturdaten handelt es sich nur um eine kleine Auswahl, die jedoch zeigt, wie ernst die Lage in der Welt geworden ist. Ich brauchte an dieser Stelle gewiss nicht mehr weitere Daten zum globalen Handel mit einstellen, die ich Ihnen zuletzt mehrfach präsentiert habe, und die aufweisen, mit einer welch rapiden Geschwindigkeit die globalen Handelsaktivitäten in den Keller rauschen.

Business Conditions Index von Morgan Stanley sieht Wendepunkt in der US-Wirtschaft

Trotzdem möchte ich Ihnen einen weiteren Indikator nicht ersparen. Hierbei handelt es sich um den Business Conditions Index von Morgan Stanley. Der vielerorts sehr aufmerksam beobachtete Indikator, der auf Wendepunkte in der US-Wirtschaft schließen lässt, rauschte im Monat Juni um 32 von 45 (im Vormonat) auf 13 Punkte hinab.

   

   

Werfen Sie zudem einen Blick auf den gestern eingegangenen ZEW-Index in Europa, um sich darüber gewahr zu werden, wie die aktuellen Dinge liegen. Notenbanken und Regierungen erkennen, dass der Eintritt in eine Rezession kurz bevorsteht, wenn es nicht gar schon geschehen ist, um bereits zum jetzigen Zeitpunkt alles zu unternehmen und in die Waagschale zu werfen, was noch an Feuerkraft und Munition zur Verfügung steht, um sich dem über uns schwebenden Absturz entgegenzustemmen.

Notenbankpolitik dürfte Börsenkurse weiter beflügeln

Zinssenkungen und neue Anleihekäufe dürften die Börsenkurse trotz – oder gerade aufgrund – der miesen fundamentalen Lage weiter beflügeln, während die Banken unter zusätzlichen Finanzdruck geraten werden. Ob die Realwirtschaft im Angesicht der unfassbar hohen Schuldenstände in der Welt noch einmal darauf anspringen wird, bleibt indes abzuwarten.

Was den Business Conditions Index von Morgan Stanley angeht, kam es im Juni zum stärksten monatlichen Rückgang in der Geschichte des Indexes. Gleichzeitig ist das Barometer auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2008 gesunken, dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise. Die Dinge, die sich nun in der Welt zusammenbrauen, sind beunruhigend.

Putin warnt vor militärischen Konflikten

Denn sollte es nicht gelingen, Regierungen und deren Vertreter ganz schnell wieder an den diplomatischen Verhandlungstisch zurückzubringen, wird ein massiv eskalierender Handelskrieg bei einem gleichzeitig völlig aus dem Ruder laufenden Versuch der kompetitiven Abwertung der eigenen Währungen durch die Notenbanken vielleicht zum Ausbruch eines echten – und somit militärischen – Krieges führen.

Es sind nicht einmal so sehr meine Worte. Wer Russlands Staatspräsident Wladimir Putin im Rahmen des Wirtschaftsforums in St. Petersburg aufmerksam zuhörte, sah sich dazu in der Lage, die hiermit einhergehenden Warnungen aus dem Mund des russischen Staatschefs persönlich zu vernehmen.

Da ich im Verlauf der Geschichte in Bezug auf meine Berichterstattung einen Verbündeten sehe, sind die gefährlichen Anzeichen einer solchen Entwicklung nicht mehr von der Hand zu weisen. Hoffen wir für uns alle, dass der Lauf der Geschichte im Hinblick auf unsere unmittelbare Zukunft dieses Mal eine andere Richtung einschlagen wird.

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